Meine thorakoskopische Lungenvolumenreduktion - LVRS

Das Netz ist inzwischen voll von brauchbaren Informationen über die Krankheit COPD (chronisch obstruktive Lungenkrankheit) und Lungenemphysem. Dabei wird auch auf die Therapiemöglichkeiten hingewiesen.
Ich beschreibe hier, in möglichst kurzer Form, wie die Situation für mich vor, während und vor allem nach der Operation war, resp. was mir die Operation gebracht hat:
Schon mit 25 Jahren litt ich an COPD. Damals diagnostizierte man allerdings Asthma, was nicht richtig war. Erst später, mit 30 Jahren, nachdem ich 2 Lungenentzündungen hatte, stellte man im Universitätsspital Basel (USB) fest, dass ich an Lungenemphysem (Lungenüberblähung) leide und ich dringend zu Rauchen aufhören sollte. - In den folgenden 10 Jahren verschlechterte sich mein Zustand zunehmends, d.h. ich litt immer stärker unter Atemnot und musste meine Tätigkeiten einschränken. Nach einer umfassenden Abklärung im Jahr 2002/03 im USB erhielt ich eine Invalidenrente zu 100 %. Ich wurde über operative Möglichkeiten informiert, doch konnte ich mich zu diesem Zeitpunkt nicht damit anfreunden. Erst im Herbst 2007, nachdem ich mich nochmals einer Lungenfunktionsprüfung unterzog, entschied ich mich abklären zu lassen, ob eine LVRS (Lungenvolumenreduktion) bei mir möglich ist. (Achtung, es handelt sich dabei nicht um eine sogenannte Bullektomie, bei welcher lediglich einzelne grosse Blasen entfernt werden). Nach wie vor handelt es sich bei dieser Operation um einen risikobehafteten Eingriff und wird nur bei einer kleinen, ausgewählten Gruppe COPD/Emphysem Patienten durchgeführt, welche sämtlkiche Kriterien erfüllen. Zuerst einmal sollte es sich um ein heterogenes Emphysem handeln. Dann sollte dieses im apikalen Oberlappen konzentriert sein, d.h. dass die unteren Bereiche noch funktionstüchtig sind. Das Herz sollte O.K. sein und man muss das Rauchen aufgegeben haben. - Dass man auch Alkohol- und Drogenfrei sein sollte, versteht sich wohl von selbst. Die zahlreichen Untersuchungen, wie Spirometrie, Blutgasanalyse, 6-min. Gehtest, Röntgen, Echokardiographie, Lungenszintigraphie und weitere Blutuntersuchungen haben bei mir ergeben, dass ich die Kriterien zur LVRS, erfüllte.

Erwähnenswert ist noch mein Alter. Für das zu diesem Zeitpunkt erreichte Krankheitsstadium bin ich ziemlich jung, d.h. normalerweise ist man dann schon mindestens 10 - 20 Jahre älter. Bei mir sind aber noch genetische Einflüsse vorhanden (Grossvater starb an Lungenkrebs, Vater hatte chronisches Bronichialasthma und die Mutter auch COPD).
- Nach all den Untersuchungen stand fest, dass mein FEV1 (Forciertes expiratorisches Volumen nach der 1. Sekunde) noch 18,6 % ( das sind noch ca. 8 dl) vom Normalwert betrug und meine TLC (Totale Lungenkapazität) 143 % . Bei solch einer starken Überblähung verwundert es auch nicht, dass ich massive Magen- und Darmprobleme hatte, da die Lungen auf den Magen drückten und meine Ernährung massiv beeinflussten. Im Normalfall konnte ich mit Mühe ein Gewicht von 59 kg halten, bei 1.80 m Körperlänge. Nach akuten Infektionen sank mein Gewicht zeitweise bis auf 52 kg, das entspricht einem BMI von 16,05. Der medizinisch tolerierte Minimalwert liegt bei 18. D.h. mit 59 kg war ich noch innerhalb dieser Limite.

Ende Oktober 2007 begann ich mit der Einnahme der Antiraucherpille Champix und am 7. November 2007 rauchte ich meine letzte Zigarette. Dieses Medikament hat wirklich gut geholfen um mit dem Rauchen aufzuhören. Alle früheren Versuche mit anderen Hilfmitteln (Pflaster, Kaugummi etc.) haben nichts gebracht.

Der Spitaleintritt wurde auf den 20. November 2007 gelegt. Am darauffolgenden Tag, gegen 11.30 Uhr wurde ich für die Operation abgeholt und vorbereitet. Im Vorbereitungsraum wurden mir verschiedene Katheter gelegt, zwei am Arm, resp. Handgelenk, ein Zentralkatheter am Hals und am Rücken einer für die postoperative Schmerzstillung. Dazwischen wurden mir 2 - 3 Spritzen verabreicht, welche zur Entspannung dienen sollten. Irgendwann trat ich weg und schlief ein. - Die Operation wurde minimalinvasiv, d.h. thorakoskopisch durchgeführt, d.h. auf beiden Seiten entstanden je zwei kleine Schnitte (je ca. 1,5 cm) und ein grösserer Schnitt (je ca. 3 cm). Die grössere Öffnung diente zur Entnahme der Lungenstücke. Insgesamt wurde 40 % der Lunge entfernt. Diese Operationmethode ist wesentlich schonender und es bleiben weniger hässliche Narben zurück, resp. sind diese kleiner, als wenn der Brustkorb geöffnet werden muss.
Am späteren Nachmittag, so gegen 17.00 Uhr erwachte ich auf der Intensivstation. Erfreulich war für mich, dass ich mich so fühlte, als wäre ich aus einem normalen Nachtschlaf erwachen. Ich hatte weder Schmerzen noch war mir übel. Einzig war ich sehr hungrig, doch um ein Abendessen zu bestellen war es schon zu spät. Die ganze Nacht hindurch ass ich Zwieback und trank Kaffee oder Tee. Zwischendurch schlief ich ein wenig. Es war eine lange Nacht und ich war froh als endlich das Frühstück kam. Die Schwester wollte, dass ich zum Essen aufstehe und auf einen Stuhl neben dem Bett sitze. Es dauerte rund 15 - 20 Minuten, bis dieses Vorhaben umgesetzt war, denn ich war ja rundum verkabelt. Da waren beidseitige Doppeldrainagen (d.h. vier Drainageschläuche), Sauerstoffzufuhr, EKG, Epiduralanasthäsie zur Schmerzbefreiung, Urinkatheter und natürlich die Kathether am Arm und Hals, über welche Antibiotika und Glukoselösungen flossen. - Nach dem erschwerlichen Frühstück wurde ich vor Ort mit einem mobilen Gerät geröngt. Gegen 14.00 Uhr wurde ich auf die Station verlegt. - Schon zwei Tage später konnte links eine Drainage entfernt werden, nach 3 Tagen die andere. Rechts dauerte es zwei Tage länger. Ebenfalls 3 Tage nach der OP verrutschte der Epiduralkatheter und muste in der Nacht zum 4. postoperativen Tag entfernt werden. Danach hatte ich häufiger Schmerzen, trotz dessen, dass ich in den folgenden 2 Tagen Morphium gespritzt bekam, neben den Schmerztabletten und -tropfen. Ab dem 6. Tag begann ich die Schmerzmittel zu reduzieren. Dadurch, dass der Epiduralkatheter entfernt wurde, konnte ich auch vom Urinkatheter befreit werden und wurde schneller mobil. Ab dem 7. Tag war ich voll mobil und konnte schon alleine ins Café marschieren. Ich hatte keine Atemnot beim normalen Gehen. Seit meiner Operation habe ich übrigens 9 kg Gewicht zugenommen. Am 9. Tag, d.h. nach total 10 Spitaltagen, wurde ich nach Hause entlassen. Es war Freitag, der 30. November 2007. Dort angekommen musste ich erst einmal Lebensmittel einkaufen, was ziemlich problemlos möglich war. Innerhalb der Wohnung kann ich mich ohne Atembeschwerden frei bewegen, kann baden, Haare waschen, kochen etc. ohne gleich Erstickungsgefühle zu bekommen. Ausserhalb der Wohnung kann ich ebenfalls ohne Atemnot doppelt so weit gehen als vor der OP. Einzig bei Temperaturen unterhalb von 5 Grad, fällt es mir etwas schwerer zu atmen. Ich glaube auch, dass es in einigen Wochen noch besser wird. Ich werde die nächsten 4 Wochen in die Physiotherapie gehen und anschliessend für 2 - 3 Monate nach Thailand zu meiner "Familie" und Freunden reisen.

Die Narben 6 Wochen nach der Operation, d.h. am 6.1.08.









2009 beigefügt:
Nach der Operation dauerte es rund 2 Jahre bis meine Lungenwerte wieder so schlecht waren wie vor der Operation.